Interview Privatdozentin Dr. med. Irmgard Bumeder und Dr. med. Isolde Gröll

Frau Dr. Bumeder, seit März 2014 existiert die neue onkologische Praxis in der Ebersberger Sieghartstr. 25 – als einzige derartige Fachpraxis im Landkreis. Welche Lücke in der medizinischen Versorgung schließt diese Einrichtung?

PD Dr. Bumeder: Die Lücke intensiver ambulanter Betreuung hämato-onkologischer Patienten. Das schließt Diagnostik, Therapie und Nachsorge mit ein. Zum breiten Spektrum der Hämato-Onkologie gehören z.B. die Abklärung unklarer Blutbildveränderungen, Lymphknotenvergrößerung und natürlich Tumorerkrankungen aller Art. Darüber hinaus garantieren wir kurzfristige Termine, z.B. bei ambulanten Bluttransfusionen.

Sie sind habilitierte Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie und haben sich nach vielen Jahren Erfahrung in diesen Gebieten am Klinikum Innenstadt der LMU München niedergelassen. Inwiefern können Sie Ihre wissenschaftlichen Erfahrungen in Ihrer neuen Praxis einbringen?

PD Dr. Bumeder: Ich habe an zahlreichen wissenschaftlichen Studien mitgewirkt und viele Fachartikel selbst veröffentlicht. Immer noch arbeite ich am Tumorzentrum München mit. Darüber hinaus bin ich als Privatdozentin für Innere Medizin weiterhin an der LMU tätig. Ganz großen Wert lege ich auf Grund meiner Erfahrungen auf Interdisziplinäre Zusammenarbeit. 

Die neue Praxis ist ja eine Praxisgemeinschaft mit einer Gynäkologin. Frau Dr. Gröll, Sie hatten bis März 2014 Ihre gynäkologisch-onkologische Tagesklinik in der Ebersberger Kreisklinik ebenfalls in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Warum jetzt diese neue Adresse?

Dr. Gröll: Die gynäkologisch-onkologische Tagesklinik an der Kreisklinik leitete ich schon viele Jahre vor meiner Selbständigkeit als Funktionsoberärztin der Kreisklinik. Seit meiner Niederlassung in der Frauenarztpraxis in Grafing hatte ich dort meine Räume in Eigenregie. Bei diversen Umzügen innerhalb der Klinik in provisorische Zwischenlösungen wurde mir immer klarer, wie wichtig Räumlichkeiten und Atmosphäre gerade in der Onkologie sind. Deshalb spielten bei der Planung unserer neuen Praxis helle, weite Räume mit „Aussicht“ eine zentrale Rolle. Außerdem fällt es vielen Patientinnen und Patienten schwer, nach einer Krebs-Operation wiederholt und für längere Zeit in dieselbe Klinik zurückzukehren. Oft tut ein Ortswechsel einfach gut.

Welches Angebot an medizinischen Leistungen bietet die Praxis?

Dr. Gröll/PD Dr. Bumeder: Die primäre Diagnostik unklarer Krankheitsbilder mit Koordination evtl. weiterführender Untersuchungen. In der Praxis erfolgen Diagnostik mit Ultraschall und Knochenmarks-, Pleura- und Aszitespunktionen. Wir führen ambulante Therapien aller Tumorarten mit Ziel gerichteten Medikamenten, Immun-, Chemo- und endokrinen Therapien durch. Falls nötig sind Transfusionen möglich.

Ergänzend bieten wir Schmerz- und Supportivtherapie, Nebenwirkungsmanagement, onkologische Nachsorgen und falls gewünscht komplementäre Behandlungen mit nachgewiesenen positiven Effekten. 

PD Dr. Bumeder: Unterstützend kann auf Wunsch auch Akupunktur zum Einsatz kommen. 

Hin und wieder reicht die ambulante Versorgung nicht aus. Wie sind Sie an stationäre Einrichtungen angebunden?

Dr. Gröll: z.B. durch Teilnahme an den wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen im Klinikum Ebersberg. Dort findet ein zeitnaher Austausch mit Vertretern aller Disziplinen statt. Einzelne Patientinnen werden intensiv besprochen. Dadurch ist eine eventuelle notwendige stationäre Weiterbehandlung problemlos möglich. Enge Kontakte bestehen außerdem mit der Rosenheimer Klinik als auch mit diversen Reha-Kliniken.

PD Dr. Bumeder: Darüber hinaus pflegen wir eineenge Zusammenarbeit mit den Münchner Universitätskliniken. So können wir Patienten und Patientinnen je nach Erkrankung und Notwendigkeit kurzfristig in eine adäquate Einrichtung ohne große „Umwege“ vermitteln.

Viele Patienten sind ja bei der Diagnose Krebs erst einmal geschockt und enorm verunsichert. Wie gehen Sie damit um?

Dr. Gröll: Das stimmt. Viele Menschen verbinden mit dem Wort „Krebs“ furchtbare Vorstellungen, sowohl was die Erkrankung angeht als auch das Drumherum. Vielen Krebspatienten ist oft überhaupt nicht klar, dass mittlerweile in vielen Fällen sehr gute Behandlungsmöglichkeiten existieren.

PD Dr. Bumeder: Deshalb legen wir enormen Wert auf ausführliche Gespräche vor allem beim Erstkontakt. Falls Patienten es wünschen, werden auch Angehörige oder andere Bezugspersonen hinzugezogen. Gerade die Familie von Krebspatienten kann mit der Erkrankung oft nur sehr schwer umgehen. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Psychoonkologie und Lebensqualität bei Krebs. In ruhigem Rahmen können die existentielle Bedrohung, die eine solche Erkrankung darstellt und eventuelle Ängste und Depressionen bearbeitet werden.

Dennoch: Viele Patienten scheuen ja den Weg zum Arzt oder wagen diesen Schritt erst, wenn es gar nicht mehr anders geht. Wie können Sie onkologischen Patientinnen und Patienten im Landkreis EBE und den umliegenden Landkreisen diese Scheu nehmen?

Dr. Gröll: Indem wir das „Drumherum“ einer Krebsbehandlung zeigen. Wir glauben, dass unsere Praxisräume durchaus ansprechend sind und Therapien gleich welcher Art in einer angenehmen Atmosphäre durchgeführt werden können. Dazu laden wir zu einem „Tag der offenen Tür“ am 8.November von 13 bis 16 Uhr in unsere neue Praxis in der Sieghartstraße 25 in Ebersberg ein. Besucher können dabei nicht nur die Praxis ausführlich besichtigen. In verschiedenen verständlichen Vorträgen werden außerdem Einblicke in wichtige onkologische Themen geboten. Bei einem kleinen Imbiss soll darüber hinaus ausreichend Zeit für Fragen und Anmerkungen aller Besucher zur Verfügung stehen.